Lebenslauf von Mihail Eminescu

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LEBENSLAUF Mihail Eminescu 1850 Am 15. Januar wird Mihail Eminescu als siebtes Kind des Gutsbesitzers Gheorghe Eminovici und seiner Frau Raluca im Dorf Ipoteşti bei Botoşani (Rumänien) geboren. 1866 Erste Veröffentlichung des Gedichts De-aş avea (Wenn ich hätte) in der rumänischsprachigen Zeitschrift Familia (Die Familie) in Budapest. 1866-68 Mit Wanderschauspielern (Theatergruppen von Mihai Pascaly und von Iorgu Caragiale) unterwegs, Tätigkeit als Souffleur, Textkopierer, Gelegenheitsarbeiten; weitere Gedichtveröffentlichungen in der Zeitschrift Familia. 1869 Eminescu gründet mit anderen den literarischen Zirkel Orientul (Der Orient), der u.a. zum Ziel hatte, folkloristische Märchen und Gedichte zu sammeln. 1869 Am 2. Oktober immatrikuliert er sich in Wien an der Philosophischen Fakultät als Gasthörer, da ihm das Abitur fehlt; der Vater sichert ihm eine monatliche Unterstützung zu, damit er studieren kann. 1869-72 Studienaufenthalt in Wien, Eminescu veröffentlicht in der Zeitschrift Convorbiri literare (Literarische Gespräche) in Iaºi das Gedicht Venere şi Madonă (Venus und Madonna). Er beeindruckt damit sehr Titu Maiorescu und den literarischen Kreis Junimea (Die Jugend), der ihn fortan 214

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LEBENSLAUF Mihail Eminescu

1850 Am 15. Januar wird Mihail Eminescu als siebtes Kind des Gutsbesitzers Gheorghe Eminovici und seiner Frau Raluca im Dorf Ipoteşti bei Botoşani (Rumänien) geboren.

1866 Erste Veröffentlichung des Gedichts De-aş avea (Wenn ich hätte) in der rumänischsprachigen Zeitschrift Familia (Die Familie) in Budapest.

1866-68 Mit Wanderschauspielern (Theatergruppen von Mihai Pascaly und von Iorgu Caragiale) unterwegs, Tätigkeit als Souffleur, Textkopierer, Gelegenheitsarbeiten; weitere Gedichtveröffentlichungen in der Zeitschrift Familia.

1869 Eminescu gründet mit anderen den literarischen Zirkel Orientul (Der Orient), der u.a. zum Ziel hatte, folkloristische Märchen und Gedichte zu sammeln.

1869 Am 2. Oktober immatrikuliert er sich in Wien an der Philosophischen Fakultät als Gasthörer, da ihm das Abitur fehlt; der Vater sichert ihm eine monatliche Unterstützung zu, damit er studieren kann.

1869-72 Studienaufenthalt in Wien, Eminescu veröffentlicht in der Zeitschrift Convorbiri literare (Literarische Gespräche) in Iaºi das Gedicht Venere şi Madonă (Venus und Madonna). Er beeindruckt damit sehr Titu Maiorescu und den literarischen Kreis Junimea (Die Jugend), der ihn fortan unterstützen wird. Erste Bekanntschaft mit Veronica Micle.

1872-74 Mit einer monatlichen Geldunterstützung von Junimea geht Eminescu nach Berlin, um sich

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nun als ordentlicher Student zu immatrikulieren – Titu Maiorescu hat ihm ein Abgangszeugnis von einem Gymnasium aus Botoşani verschafft. Er besucht Vorlesungen der Fachrichtungen Philosophie, Geschichte, Wirtschaft und Recht. Er beschäftigt intensiv sich mit Schopenhauer und Kant, mit fernöstlichen Religionen und mit Folklore.

1874 Er kehrt nach Iaşi zurück – zwar ohne jeglichen Studienabschluss, doch Titu Maiorescu (Kultusminister Rumäniens) verschafft ihm einen Posten als Direktor der Zentralbibliothek.

1875 Tätigkeit als Schulrevisor in den Landkreisen Iaşi und Vaslui. Bekanntschaft mit dem Dorflehrer und Märchenbuchautor Ion Creangă, mit dem ihn eine lebenslange Freundschaft verbinden wird.

1876 Redakteur der Lokalzeitung Curierul de Iaşi (Iaşer Kurier);

Er veröffentlicht in Convorbiri literare die Gedichte Melancolie (Melancholie), Lacul (Der See), Dorinţa (Wunsch) u.a. Am 15.08.1876 stirbt seine Mutter Raluca in Ipoteşti. Er lernt in Bukarest Mite Kremnitz kennen, eine deutsche Vertraute der Königin Elisabeth von Rumänien, die schriftstellerisch und als Übersetzerin tätig ist. Eminescu befreundet sich mit ihr, verehrt aber weiterhin aufs heftigste die verheiratete Veronica Micle.

1877 Arbeitet weiter beim Curierul de Iaşi, nimmt regelmäßig an den Sitzungen der Junimea und an den Gesellschaften des alten Micle teil; im Oktober geht er nach Bukarest, wo man ihm eine Stelle als Redakteur der Zeitung Timpul (Die Zeit) angeboten hat.

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1878 Intensive journalistische Tätigkeit bei Timpul. In Convorbiri literare veröffentlicht er die Gedichte Povestea codrului (Waldmärchen), Povestea teiului (Lindenmärchen), Singurătate (Einsamkeit), Departe sunt de tine (Entfernt von dir).

1879 Er publiziert in Convorbiri literare Pajul Cupidon (PageCupido), O rămâi (Bleibe hier), De câte ori,

iubito… (Wieoft, Geliebte…), sowie vier Sonette. Die Begeisterung für Mite Kremnitz wächst, er gibt ihr Unterricht im Rumänischen und widmet ihr das Manuskript von Atât de fragedă... (So zart...). Veronica Micles Ehemann stirbt, es gibt unrealistische Heiratspläne.

1880 Die aufreibende journalistische Arbeit höhlt ihn aus, er fühlt sich krank. Er veröffentlicht nur O, mamă... (Oh, Mutter...); er verzichtet auf die Heirat mit Veronica Micle.

1881 Immer noch ist er häufig krank; die Briefe I-IV (Scrisori I-IV) erscheinen in Convorbiri literare.

1882 Er liest bei den Treffen der Junimea bei Titu Maiorescu das Gedicht Luceafărul (Der Abendstern) vor; Mite Kremnitz übersetzt es ins Deutsche. Veronica Micle kommt für kurze Zeit nach Bukarest, danach verschlechtert sich ihre Beziehung zu Eminescu wieder deutlich.

1883 Im Januar geht Eminescu für einige Zeit ins Krankenhaus. In der Zeitschrift Familia in Budapest erscheinen etliche Gedichte, darunter S-a dus amorul... (Fort ist die Liebe...), Când amintirile... (Erinnerungen...), Adio (Leb wohl), Pe lângă plopii fără soţ... (An einsamen Pappeln...), şi dacă... (Und wenn...). Für diese Veröffentlichungen erhielt Eminescu ein

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bescheidenes Honorar, das einzige, das er jemals für seine Literatur bekam. Im Sommer zeigt er Symptome geistiger Verwirrtheit – er wird in die Klinik eingewiesen. Während sich Eminescu noch in einem Wiener Sanatorium aufhält, publiziert Titu Maiorescu Ende Dezember den ersten Gedichtband, der außer den bereits erschienenen noch 26 bisher unveröffentlichte Gedichte enthält.

1884 Eminescu unternimmt eine Genesungsreise nach Italien; sein Vater stirbt. Eminescu wird in Iaşi als Hilfsbibliothekar der Bibliothek angestellt, deren Direktor er 1874 war. Im Herbst muss er erneut in die Klinik.

1885-88 Es erscheint die zweite Auflage seines Gedichtbandes mit demselben Inhalt; in den Convorbiri literare wird Sara pe deal (Abends am Hügel) veröffentlicht. Er setzt seine Tätigkeit als Hilfsbibliothekar fort, zwischendurch unterbrochen von Klinikaufenthalten.

1888 Veronica Micle holt ihn im April zu sich nach Bukarest, wo er erneut einer bescheidenen literarischen Aktivität nachgeht; im Dezember wird die dritte Auflage seines Gedichtbandes herausgegeben, die zusätzlich zu den bisherigen noch drei weitere Gedichte enthält: La steaua (Zum Stern), De ce nu-mi vii (Was kommst du nicht) und Kamadeva (Kamadeva).

1889 Von Februar an hält sich Eminescu in Kliniken auf; am 15. Juni schließlich stirbt er in einem Bukarester Sanatorium.

Zusammensetzung Christian W. Schenk

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